Fertig machen und ab nach Hause

21.08.2009 - 26.09.2009

Bereits so weit von der Küste entfernt entschlossen wir uns dazu, Bolivien einen Besuch abzustatten und fuhren somit in südöstlicher Richtung mit dem Ziel Titicaca See. So trostlos und gleichbleibend die Landschaft auf den Weg dorthin auch sein mag, doch sie hatte etwas unverfälschtes und entspannendes. Ein gewaltiger Farbkontrast bestehend aus dem tiefen reinen Blau des Himmels und dem in der Sonne goldfarbig erscheinenden Steppengras, das die schroffe Berglandschaft wie ein Schleier überzieht. Hin und wieder tauchte ein schneebedeckter Gipfel auf und brachte neue Farben ins Spiel. Die Menschen dort waren sehr freundlich, zugänglich und wiesen äußerliche Besonderheiten auf, die wir so noch nie wahrgenommen hatten. Selbst die Gesichter und Hände der Kinder sahen aus wie die alter Männer und Frauen. Ihre Haut war sonnenverbrannt und kälteerfroren. Tagsüber scheint die Sonne erbarmungslos und ohne jegliche Beeinflussung durch Wolken, nachts sinken die Temperaturen unter den Gefrierpunkt. Eine der Nächte verbrachten wir in unserem Zelt auf dem Gelände heißer Quellen. Noch nach unserer Ankunft genossen wir die heißen Duschen (nach mehreren Tagen Katzenwäsche ein echter Hochgenuss) und stürzten uns zur Entspannung in die Naturbäder. Die Badehosen, die wir nur kurz auf den Gepäckträger legten, waren bereits nach wenigen Sekunden stocksteif gefroren. Wir waren doch immer wieder aufs Neue überrascht wie kalt es wird, hat sich die wärmende Sonne erst einmal verpieselt.

An einer Tankstelle kurz vor den Toren der Stadt Puno wurde uns wieder einmal bewusst, wie klein dieser Planet doch ist. Ein großer, grüner Mercedes Rundhauber gewann in den Abendstunden unsere Aufmerksamkeit. Beim Entziffern des deutschen Kennzeichens wurde Dirk bereits stutzig. Als sich plötzlich die Tür der Wohnkabine öffnete und wir ein „Mensch Dirk!“ vernahmen, war die Überraschung perfekt. Maria und Eckhard aus dem Kreis Winsen an der Luhe machten das gleiche wie wir in grün und eine Nummer größer. Kennengelernt hatten Dirk und Jasmin die Beiden auf einem Globetrottertreffen in Deutschland drei Jahre zuvor. Ohne je in Kontakt gestanden zu haben, trafen wir sie auf einer Tankstelle inmitten Perus. Die besten Geschichten schreibt eben immer noch das Leben! Nach einem langen Abend mit vielen Geschichten, Tee und Plätzchen wie bei Muttern, bauten wir unser Zelt das erste und einzige Mal auf einer Tankstelle auf. (In einigen der Reiseführer gelten gutbesuchte Tankstellen als sichere Campingmöglichkeit)

Maria und Eckard, Euch alles erdenklich Gute und eine wunderschöne Reise. Wir hoffen Euch irgendwann in der alten Heimat wiederzusehen!

In Puno schlemmten wir uns durch die guten und günstigen lokalen Köstlichkeiten und besichtigten ein englisches Dampfschiff, das 1861 in Einzelteilen an die Küste Perus verschifft und anschließend mit Eseln über mehrere Jahre über die Anden bis an den Titicaca See gekarrt wurde, um es dort zusammenzusetzen. Nur am Rande, dabei wurden beinahe 4000 Höhenmeter überwunden. Ja, wir sind nicht alleine. Der Wahnsinn kennt keine Grenzen. Kurz darauf erfolgte ein seit langer Zeit nicht vollzogenes Ereignis. Der Grenzübergang zu Bolivien. Überraschend entspannt und angenehm ließen wir Peru hinter uns und setzten noch am selben Tag mit der Fähre über den Lago Titicaca. Die abenteuerlich wirkenden Fährkähne fanden wir ja noch amüsant, doch bei den heißen Diskussionen um den eindeutigen „Touristen-Abzock-Tarif“ verging uns das Lachen. Das Gute an der Sache war die Tatsache bereits auf der richtigen Seite des Sees zu sein und unser in Deutschland angebrachter „Ghettohaken“ (dabei handelt es sich um eine Innenverriegelung der Fahrertür). Nach einigem hin und her Feilschen gelang uns ein akzeptabler Deal und wir machten uns auf die erneute Unterkunftssuche. Die Bedingungen hierfür waren mehr als unvorteilhaft, doch wir hatten keine andere Möglichkeit. Es war bereits stockdunkel, wir befanden uns in einem fremden Land, besaßen kaum Landeswährung und passierten auf unserem Weg in Richtung La Paz keine größere Ansiedlungen. Jegliche Nachfrage wurde entweder verneint oder von uns wegen Wucher abgehakt. Wir hielten uns gegenseitig wach und versuchten es bis in die Hauptstadt zu schaffen. Plötzlich tauchte wie aus dem Nichts eine Person auf der Fahrbahn auf und winkte uns von der Piste. Die Sache war uns sehr ungeheuer, in unserem Scheinwerferlicht konnten wir weder Uniformen noch einen Polizeiwagen erkennen, wir überlegten kurz, folgten der Anweisung, um dann aber sofort wieder auf die Hauptstraße einzuscheren und das Pedal bis ins Bodenblech durchzutreten. Adrenalin schoss uns bis in die Fingerspitzen, ständig schauten wir in den Rückspiegel. Nach einigen hundert Metern Fahrt durch die Dunkelheit sahen wir zwei Lichter die uns folgten und immer größer wurden. Der Wagen überholte, setzte sich vor uns und bremste uns schließlich aus. Drei Personen stiegen aus und kamen mit Taschenlampen auf uns zu. Wir erkannten Uniformen, was uns sehr erleichterte. Wir ließen uns ihre Ausweise zeigen und erklärten ihnen den Grund unserer „Flucht“. Die Drei erwiesen sich als umgänglich und nett, kontrollierten unsere Papiere und warfen nochmals einen Blick in die Autos, sehr zur Freude Marcos, denn seine Banane wurde von der weiblichen Einheit unter die Lupe genommen.

Nach einer Nacht in einem komfortablen Hotel und einem widerwärtigen Abendessen verließen wir den vorgelagerten Molloch La Pazs und fuhren in die Hauptstadt Boliviens. Betrachtet von den umliegenden Anhöhen, erschien die, um die 1.8 Millionen Einwohner zählende, Stadt wie eine gewaltige Anhäufung brauner Schuhkartons. Wie gerade dem Internet entnommen ist La Paz mit seinen 3600 Metern über dem Meeresspiegel der höchstgelegene Regierungssitz der Erde. Nicht das uns das jetzt sonderlich beeindrucken würde, doch wenn man viele Jahre im norddeutschen Raum verbracht hat und bereits einen Maulwurfshügel als ausgewachsene Erderhöhung deklariert, dann sind Höhen um die 4000 Meter schon eine ganz gewaltige Nummer. Gemerkt hatten wir es nicht, denn auch in dieser Höhe ist man von noch viel höheren, mit Schnee bedeckten, Bergen umgeben. Gudrun und Volkmar, die beiden T3 Reisenden, die wir in Kolumbien kennengelernt hatten, statteten uns damals mit jeder Menge Tipps und Adressen aus. Genau das kam uns hier in La Paz zugute. Nach einem entspannten und interessanten Cruise durch die Hauptverkehrsstraßen der Stadt standen wir kurze Zeit später vor den Toren von Volks Auto Motor. Ernesto, der Sohn Schweizer Einwanderer hat sich auf Volkswagen spezialisiert und sich hier eine Werkstatt aufgebaut. Das man hätte vom Fussboden essen können, brauchen wir wohl nicht zu erwähnen, wie gesagt der Mann ist Schweizer und sogar ein sehr netter! Wir kümmerten uns um die kleinen Wehwehchen unseres Fuhrparks und gönnten der Brezel und uns nach all den Anschieborgien der letzen 40 000 Kilometer eine neue Batterie. Ernesto bot uns an, unsere Zelte in der Werkstatt aufzuschlagen und überreichte uns den Schlüssel seines Anwesens. Nach getaner Arbeit erkundeten wir die Stadt und ihr Nachtleben. Ihr glaubt gar nicht was für ein schönes Gefühl es ist, nach etlichen von zurückgelegten Kilometern durch fasst Menschen leere Gegenden, an so etwas simplen wie an einer westlich orientierten Kneipen und Cafe Szene teilzunehmen. Ein Drink, ein bisschen Musik, hübsche Menschen, die sich zur Beobachtung gerade zu aufzwängen. Es kann so einfach sein Glück zu fühlen! Das ist so wie die erste Dusche nach fünf Tagen purer Transpiration. Vielleicht ist das gerade der Grund, weswegen uns La Paz sehr angenehm in Erinnerung geblieben ist.

Einen ganz herzlichen Dank und Gruß an Ernesto für die nette, sehr unkomplizierte Art, die Hilfe und das uns entgegengebrachte Vertrauen.

Auf unserem nächsten Streckenabschnitt stellten wir einen eigenen neuen Rekord auf. Der kälteste Grenzübergang unserer gesamten Reise. Ja klar, mit gutfunktionierender Heizung im Wagen, die wir im Vergleich anderer Mitreisender besaßen (Gruss an Macko), gar kein Problem. Nur leider sind genau bei diesem Grenzposten zwischen Bolivien und Chile, inmitten der Pampa, die Einreisebestimmungen sehr streng. Besonders in Bezug auf die Einfuhr von verderblichen, „losen“ Lebensmitteln. Während die Posten unseren Wagen durchsuchten, froren wir uns beinahe die Klöten ab; dieser eisige, in die Knochen kriechende Wind entzog dem Körper seine Wärme, wie Mr. Freeze, der Gegenspieler von Batman. Die folgenden und für uns (Dirk und mich) ersten Kilometer auf chilenischem Boden bestanden aus bangen und hoffen. Unsere Benzinreserven neigten sich dem Ende zu. Das Problem mit der fehlenden Landeswährung war in diesem Moment zweitrangig, denn das Tankstellennetz ist schlichtweg nicht vorhanden gewesen. Passierten wir eines der winzigen Dörfer am Wegesrand, bekamen wir immer die gleiche Antwort zu hören. No gasolinera! Nach einem unfreiwilligen Stopp spendierten wir der Banane ein paar Liter der Reserve und begannen, die Hoffnung nicht sterben zu lassen. Diesel ist in dieser Ecke wesentlich verbreiteter gewesen als Benzin, somit hätte uns wohl auch ein freundlicher Durchreisender nicht weiterhelfen können. Spät am Abend, es war bereits mehr als dunkel rollten wir über eine schmale Schotterpisten-Serpentine in ein kleines Tal, den Lichtern folgend wie Motten, hofften wir auf Treibstoff und Unterkunft. Ein freundlicher Engländer, den wir zur späten Stunde aus seinem Haus klingelten, konnte uns zwar leider keine Unterkunft anbieten, setzte sich jedoch wie selbstverständlich in seinen Wagen und lotste uns zu einem seiner Freunde. Auf den Weg dorthin blieb Marco mit seiner Banane auf der Strecke. Es heißt ja „das Glück ist mit den Dummen“, da frage ich mich ernsthaft, wie dumm müssen wir wohl sein, dass wir immer so viel Glück haben? Genau dort, nach hunderten von gefahrenen Kilometern durchs pure Nichts, blieb die Banane mit leergelutschtem Tank liegen. Auch den Freund des Engländers warfen wir aus dem Bett, wie man deutlich seiner Stimmung anmerken konnte geschah dies sehr gegen seinen Willen. Wenn auch etwas einsilbig, zeigte er uns die Betten und überließ uns den Kaminofen und die herrlich gemütlichen Daunendecken. Mal wieder landeten wir aus dem Regen direkt im Paradies. Oh man, wir sind ja soooo dumm! Georg , so der Name unseres Herbergsvaters, erwies sich am folgenden Tag als ein richtig feiner Kerl. Wir saßen mit ihm auf der Veranda seines Gästehauses, blickten in die wunderschöne ruhige Landschaft des Lauca National Parks und erfuhren ein bisschen über ihn, seine Herkunft und die Natur, die den kleinen Ort Putre umgibt.

Georg kommt aus Deutschland und ist wohl einer dieser Menschen, die gerne als Aussteiger bezeichnet werden. Im Vergleich zu vielen anderen Personen, die sehr unüberlegt und planlos ihre Koffer packen und die Biege machen, scheint Georg sich einige Gedanken gemacht zu haben und ist sehr organisiert. Er und seine Frau Maria besitzen das Talent den Gästen ihrer Chakana-Lodge dieses gute, angenehme Gefühl zu geben, willkommen und zu Hause zu sein. Immer noch nicht im Besitz chilenischer Peso kratzten wir alles an Geld zusammen um unsere Übernachtung bezahlen zu können. Euro, amerikanische Dollar und peruanische Sol bewahrten uns vorm Teller waschen. Wie bereits erwähnt, Benzin ist hier unüblich und die nächste Tankstelle war immer noch mehr als hundert Kilometer entfernt. Einen Anruf Georgs und fünf Minuten später, amüsierten wir uns beim Anblick eines netten Tante Emmaladen Besitzers, der mit Hilfe eines Gartenschlauchs und einer großen Weinbuddel den Tank der Erbse füllte.

Vielen Dank an Georg und seine Frau Maria für die kuscheligen Betten, die wohltuenden Duschen, das feudale und super leckere Frühstück und die uns entgegengebrachte Nettigkeit (trotz des nächtlichen Aufweckens). Wir fühlten uns bei Euch pudelwohl! Weiterhin viel Spaß und Euch Beiden alles Gute.

Wundert euch nicht über den grossen Sprung, den wir jetzt machen werden, denn über die nächsten 2000 Kilometer entlang der Küste bis Santiago de Chile erreichten wir mit Hilfe des Rückenwindes beinahe Lichtgeschwindigkeit. Die Straßenverhältnisse der Autopista 5: ein Traum, die Landschaft: Wüste. Gute Gründe um größere Stopps einzulegen gab es also keine und die teilweise lästige Suche nach einem Bett entfiel auch. Wurden wir müde, legten wir uns einfach ins Zelt, gleich neben die Piste, plagte uns der Hunger, schmierte einer von uns die Brötchen. Eines Abends, an einer Tankstelle irgendwo auf der Strecke löste sich unser Gemüse-Obst Konvoi auf. Marco entschloss sich seine in Santiago ankommenden Freunde vom Flughafen abzuholen. Der einzige Haken: der Flughafen lag noch um die 1000 Kilometer entfernt, doch die Ankunft Senadas und Daves weniger als einen Tag. Guter Dinge und „Langstrecken-Kurzzeitfahrten“ erprobt (Arica/ Chile- Quito/ Ecuador rund 3500 Kilometer in knapp 4 Tagen) winkte uns unser Coca-Cola Junkie noch einmal zu und begab sich auf seine Mission. Dirk und ich hingegen genossen das gleichmäßige Dahincruisen über bestens ausgebaute Autobahnen und erreichten Santiago de Chile nur zwei Tage später. Und das sogar, dank der kostenlosen, wunderbar angenehmen Raststättendusche (die erste seit der Chakana-Lodge) wohlriechend, rasiert und frisch gekleidet. Wir freuten uns wie die Schneekönige.

Wiedervereint in der 5,2 Millionen Einwohner großen Hauptstadt des Landes lernten wir nun die Verstärkung unseres Teams kennen. Senada, ihres Zeichens Redakteurin und Dave, Kameramann aus Leidenschaft. Doch das waren nicht die einzigen Menschen gewesen, die wir hier kennenlernen sollten. Da gab es ein paar, die uns bereits vor über einem Jahr ihre Hilfe und Gastfreundschaft angeboten hatten. Nellys, die Stiefmutter Carlos (Carlos ist Dirks Spanischlehrer aus Elmshorn), ihre Tochter Roxana, ihre Enkelin Barbara und nicht zu vergessen Hundedame Dinky warteten bereits seit mehreren Monaten auf unsere Ankunft. Ihr könnt Euch gar nicht vorstellen, was das für ein herzlicher Empfang gewesen ist. Die Brezel bekam sofort einen Platz in der Garage und wir anscheinend einen in Nellys Herzen. Wir sind von hinten bis vorne verwöhnt worden, bekamen ihr Gästezimmer zur Verfügung gestellt und wurden von morgens bis abends bekocht. Diese Frau ist einfach unglaublich gewesen! Um euch nur ein kleines Beispiel zu nennen. Nachdem wir ein, zwei Walnüsse gegessen hatten und wir ihre Frage ob wir sie mögen bejahten, stellte Nellys uns einen Tag später einen Beutel mit rund zwei Kilo Walnüssen vor die Nasen, jedes einzelne Gramm handgepuhlt! Da fragt man sich doch, wie in so eine kleine Dame solch ein großes Herz hineinpasst. Mit der Bekanntgabe unseres Plans für zwei bis drei Tage in Santiago zu verweilen, stißen wir auf große Ablehnung unserer Gastfamilie und einigten uns später (na ja, eigentlich wurden wir mehr oder weniger geeinigt) auf fünf Nächte. Wir bekamen die Stadt näher gebracht, gingen aus, ich traf mich mit einem Freund aus den Staaten, der zufällig in der Stadt gewesen ist und wir ließen der Brezel erneut etwas Liebe zukommen. Außerdem unterzogen wir uns der Folter des nun dreiköpfigen Kamerateams und legten in den Tagen bei Oma Nellys mindestens gefühlte 20 Kilo zu. Der Abschied, ihr könnt es Euch schon denken, war nicht einfach. Auf beiden Seiten liefen die Tränen und die winkende Nellys verschwand erst aus unserem Rückspiegel, als wir in eine Seitenstraße abbogen. Ob alleine, mit Freund, Freundin oder Familie, Ihr seid immer willkommen. Ihr werdet immer eine Familie in Santiago haben. Mit diesen Worten verabschiedete sich Nellys von uns. Nellys steht bei uns ganz oben, eine unglaubliche Frau, die wir unbedingt wiedersehen möchten.

Querida Nellys, Roxana y Barbarita muchas, muchas gracias por su increíble hospitalidad y amistad y el tiempo maravilloso con ustedes en Santiago. Por siempre ustedes tienen un lugar en nuestros corazons. Nos vemos.

Je weiter wir uns in den Süden Chiles fortbewegten und uns der Insel Chiloe näherten, desto stärker bekamen wir das Gefühl in Europa unterwegs zu sein. Ein bisschen Schweden, Dänemark, später dann auch etwas Norwegen. Das lag nicht nur alleine an dem schlechter werdenden Wetter, sondern vor allem an der Vegetation, der Architektur und der Kultur der Menschen. Im Vergleich zu den mittelamerikanischen Ländern, die wir bereist hatten, ein Unterschied wie Tag und Nacht. Vermehrt trafen wir auf Einheimische, deren Vorfahren deutsche Wurzeln hatten, so wie zum Beispiel die Betreiber einer der zahlreich auftretenden heißen Quellen. Ihre Anlage lag im Wald und war nur über kleine Schotterpisten, die ins nichts zu führen schienen zu erreichen. Die Gebäude, die ein Hotel und Restaurant enthielten, sahen so aus, als hätten sie ihre Blütezeit schon seit mehreren Dekaden überschritten. Kennt ihr die „Katzenfrau“ aus den Simpsons? Wir wissen nun woher Matt Groening seine Inspiration für diesen Charakter bekommen hat. Dirks Tagebuchnotiz: „8 Katzen auf 1,5 m2.“ Die ältere Dame, die hinter dem Dresen ruhte, besaß anscheinend ein Faible für die Tierchen. Es schien, als ob einem aus jedem Winkel, jeder Ecke und Spalte mindestens drei Paar Katzenaugen zublinzelten. Auch nach 10 Minuten auf diesen 1,5 Quadratmetern, entdeckten wir immer noch irgendwo eine Mieze. Der Herr des Hauses, den wir über den Hof auf uns zukommen sahen, hätte ohne weiteres in die Rolle des buckligen Butlers aus einer dieser Gruselfilme schlüpfen können. Eigentlich waren wir ja dort um uns in den Quellen zu suhlen, doch als wir die unvorteilhaft gemachten Fotoaufnahmen der „Privat Quellen“ sahen, verging uns die Lust. Die Aufnahmen an der Wand des Kassenhäuschens ähnelten stark den Fotos von Tatorten aus einer dieser FBI Fernsehserien, die an der Pinnwand im Büro des Detectivs hängen und die Orte zeigen, an denen in der Nacht zuvor auf grausamste Weise einem unbekannten Typen die Bauchdecke mit einem Fleischerbeil zertrümmert wurde. Ich habe dieses angepinnte Foto noch immer vor Augen. Ein kleiner Raum mit der Grundfläche zweier Badewannen. Die Wände schmutzig und mit Ablagerungen überwuchert. Fenster, Fehlanzeige, genauso wie der Boden. Der bestand aus einer dunklen nicht definierbaren Brühe mit unbekannter Tiefe, die die Hilfeschreie der Opfer verschluckt, wie das Moor seine Leichen.

Da fuhren wir doch lieber weiter und stöberten auf der Insel Chiloe über die kleinen Marktstände, auf denen Frauen handgestrickte Mützen, Schals und Pullover anboten (einen herzlichen Dank an Blanca für die schöne Mütze). Wir erkundeten die zahlreichen Second Hand Läden auf der Suche nach einem dieser schönen, selbstgestrickten Pullis aus Schafs-oder Alpacawolle. Senada stolperte über ein fesches Model in rot-weiß. Auch wenn er etwas groß zu sein schien, so freute sie sich doch schon auf die kommenden kalten Nächte, in denen sie ihr Pullover kuschelig warm halten würde. Während sie so da stand, in ihrem rot-weißen Wollmonster und mit zugekniffenen Augen und breitem Grinsen im Gesicht beinahe eine Fusion mit ihrem neuen Freund einging, wussten wir genau, dass sie in ihren Gedanken gerade der 83 jährigen Oma dankte, die dieses Stück Lebensqualität in mühevoller und langwieriger Handarbeit kreiert haben musste. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen wie sehr unsere Bäuche noch am selben Abend vor Lachen geschmerzt haben, als Senada das kleine Schildchen mit der Aufschrift H&M entdeckte.

Aufgrund des vielen Regens beschlossen wir, die Insel wieder zu verlassen und fuhren in Richtung Argentinien wo das Wetter, wie uns mal jemand erzählte, aufgrund der geographischen Verhältnisse wesentlich besser sein sollte. In dem Ort namens Puerto Montt legten wir eine Pause ein. Da es in dieser Kleinstadt offensichtlich auch jüngere Menschen gab, es Freitagabend gewesen ist und wir alle das Verlangen verspürten, das Nachtleben zu testen um etwas Feldforschung zu betreiben, begaben wir uns in den Szeneclub des Ortes. Der Laden mit dem schnittigen Namen „Kamikaze“ hatte es für eine Person unseres Teams in sich. Den ersten Drink nahmen wir noch alle gemeinsam zu uns, danach verloren sich, mit dem voller Werden des Clubs, unsere Spuren. Senada und ich versuchten, einem leicht angetrunkenem älteren Herren zu entkommen, der es anscheinend auf beide von uns abgesehen hatte, Dave rockte sich in eine andere Dimension und Dirk half Marco den beiden Bardamen etwas näher zu kommen. So hatten wir alle bis in die frühen Morgenstunden unseren Spaß. Als es Zeit wurde, den Laden zu räumen, vereinigten wir uns wieder. Ich hatte Dirk während des ganzen Abends mit genau einem Gin & Tonic und einem Bier in der Hand gesehen und ihn in den fünf Jahren unserer Freundschaft nicht einmal so richtig betrunken erlebt, doch nun stand ein völlig orientierungsloser, lallender Dirk vor mir, dem wir zu zweit die Treppen hinunter helfen mussten, da seine motorischen Fähigkeiten bereits stark eingeschränkt waren. Zu seiner Entlastung sollte ich erwähnen, dass er an diesem Tag kaum etwas gegessen hatte und sehr übermüdet gewesen ist. (Nein, ich wurde nicht gezwungen das zu erwähnen! Ich wurde darum gebeten!) Aber es kommt noch dicker. Nachdem wir es vollbracht hatten, ihn ohne jegliche Verletzungen auf die Rückbank der Brezel zu verfrachten, stand uns ja noch die 7-minütige Heimfahrt bevor. Ihr kennt doch den Spruch, dass kleine Kinder und Besoffene immer die Wahrheit sagen, oder? Auch Dirk tat dies, begann über die Liebe zu philosophieren und setzte sogar noch einen drauf, als sich zu dem Lallen auch noch ein bitteres Heulen gesellte. Während Senada versuchte, ihm gut zu zureden und dadurch jedoch nur den Heulrhythmus dramatisierte, musste ich mir bereits stark auf die Zunge beißen, um mein Lachen zu unterdrücken. Erst als Dirk endlich im Hotelbett in den Schlaf sank, kehrte wieder Ruhe ein. Den Kater bekämpfte er am nächsten Morgen mit Hühnerbrühe, doch an die einzigartige Vorstellung konnte er sich nicht mehr erinnern. Oder wollte er es einfach nicht mehr?

Möchte man sich nicht immer nur an die Hauptverkehrswege halten, ist das gar nicht mal so einfach. Rund zwei Tage waren wir in dem Glauben unterwegs, die kleine weiß eingezeichnete Strecke auf unserer Karte auch mit der Brezel befahren zu können, bevor wir aufgrund der schlechter werdenden Straßenverhältnisse stutzig wurden und nachfragten. Wir hatten die Gurke ja schon über so einige Pisten gequält und auch Wege genommen, die in unseren Karten nur als dünne Linien vermerkt sind. Doch der Fakt, dass die vor uns liegende Passage sich noch in der Entstehung befand und nur von schweren Baumaschinen befahren wurde, ließ uns umkehren und nach einer Alternativroute suchen. Das Gute wiederrum an dieser Situation war die wunderschöne Unterkunft gewesen, die wir mitten in der Pampa vorfanden. Wir genossen das trockene und warme Innere der kleinen Holzhütte, den Luxus einer heißen Dusche und die Vorteile eines mehrflammigen Gasherdes. In dieser Nacht war es nicht das Lallen Dirks, sondern das Rauschen des Baches, dass uns in den Schlaf sang.

Nachdem wir nochmals für eine Nacht vor den Toren der chilenisch-argentinischen Grenze unser Zelt aufschlagen mussten, ging es am folgenden Tag endlich in das 15. und somit abschließende Land unserer Panamericana- Butterfahrt. Immer häufiger passierten wir nun Abschnitte mit gewaltigen Massen an Schnee. Die Nächte wurden teilweise bitterkalt, doch die Prophezeiung in Bezug auf die seltener aufkommenden Regenfälle trafen zu. Immer weiter auf der „Ruta cuarenta“ über zahllose Kilometer, vorbei an schneebedeckten Bergketten und glasklaren Seen. Für eine Weile gesellte sich, zuerst ein weiterer VW Bus, etwas später sogar ein zweiter zu unserer Kolonne. Die Besatzung lernten wir in einer der Ortschaften kennen, auch sie waren auf den Weg in den Süden und leisteten uns für eine Weile Gesellschaft. Es gab einige Dinge, die wir auf diesen letzten knapp 4000 Kilometern der Reise sehen wollten. Eine der Sehenswürdigkeiten gab uns jedoch nicht die Chance und versteckte sich, wie gewöhnlich hinter einer dicken Wolkendecke. Der Cerro Chaltén oder auch Mount Fitz Roy genannt ist mit seinen 3375 Metern nicht gerade der größte, doch durch sein schroffes Erscheinungsbild einer der beeindruckenderen Berge auf diesem Planeten.

In El Calafate, einem etwas südlicher gelegeneren Ort, gab es eine Person, dessen Namen wir von unserem Freund Alexander aus Brasilien bekommen hatten. Doch bisher hatten wir weder Alexander persönlich kennengelernt, noch seinen Freund hier aus El Calafate. Eine Gleichung mit zwei Unbekannten. Bei der Lösung dieser kniffeligen Aufgabe wählten wir den Telefonjoker und baten die beiden netten Damen der örtlichen Touristeninformation um Hilfe. Als wir ihnen den Namen nannten, fiel es ihnen wie Schuppen von den Augen, wenige Minuten später hatten sie ihn an der Strippe und ließen uns mit ihm reden. Ungefähr 15 Minuten später trafen wir uns an dem örtlichen Busbahnhof und nach 30 Minuten saßen wir bereits mit ihm, seiner Familie und seinen Freunden am Küchentisch. Nicht nur dass es dort unten wie in Alaska aussah, auch die Menschen sind, so wie oben im Norden, herzensgut und völlig unkompliziert. Er und seine Familie luden uns wie selbstverständlich dazu ein bei ihnen zu schlafen. Berni fährt einen Ovalkäfer, wohl den einzigen weit und breit und dazu auch noch aus Familienbesitz. Das angenehme an Berni war die Ausgeglichenheit und Ruhe die er ausstrahlte obwohl er sich mit sehr vielen Dingen sehr intensiv befasste. Wie zum Beispiel der Fotografie, die er bereits in dritter Generation professionell betreibt. Die alten Fotoaufnahmen seines Großvaters waren faszinierend, sie zeigten das alltägliche Geschehen und die umwerfende Natur der Umgebung von vor über 100 Jahren. Mit dabei auch überwältigende Fotos des Perito Moreno Gletschers, der nur wenige Kilometer entfernt des Ortes liegt. Schauten wir aus Bernis Wohnzimmer Fenster, so sahen wir immer wieder gewaltig große und leuchtend blaue Eisbrocken auf dem Lago Argentino treiben. Resultate des Kalbens (so nennt man das Abbrechen großer Eismassen des Gletschers, das durch Schmelzen des Eises hervorgerufen wird). Diese Abbruchstücke können teilweise die Größe eines Einfamilienhauses besitzen. Am darauffolgenden Tag fuhren wir in den Nationalpark um uns selbst ein Bild von dem blauen Riesen zu machen. Okay, man könnte das was wir da sahen banal als eine Menge gefrorenes Wasser bezeichnen, doch die Größe und Schönheit dieses gewaltigen Eisbrockens ist überwältigend gewesen. Besonders als wir uns mit dem Boot bis auf wenige hundert Meter näherten und wir die Köpfe ganz in die Nacken legen mussten, um überhaupt die Spitze des Gletschers sehen zu können.

Hola Berni! Muchas Gracias por tu hospitalidad espontánea y la excursion por el Perito Moreno. Le deseamos que vas a tener bastante tiempo y tranquilidad para realisar todos tus proyectos. Muchos saludos a tu familia.

Nur ein kleiner Hinweis am Rande, ihr kennt ja alle Patagonien, zumindest werden es die meisten von Euch ja schon einmal gehört haben. Als Patagonien bezeichnet man einen Teil Südamerikas, der auch oft als das „Land der Winde“ bezeichnet wird. Obwohl es uns gar nicht so stürmisch erschien, solltet ihr besser nicht versuchen, Eurem Harndrang auf freiem Feld nachzugeben. Es fühlt sich an wie Muttis Parfum Flacon, mit dem man sein Gesicht einsprüht, auch wenn man die Regel des „mit dem Wind pinkelns“ beachtet!

Unser einziges Ziel hieß nun nur noch Ushuaia. Wir besaßen beide nicht mehr die Ruhe, Busse von Schrottplätzen zu ziehen oder uns mit dem Update der Seite zu beschäftigen. Wir wollten nun endlich den offiziellen Endpunkt der Reise erreichen. In Rio Gallegos, an der Atlantik Küste Argentiniens gelegen, zwang uns der starke Ölverlust der „Banane“ erneut zu einem mehrtägigen Boxenstop. Während Dirk sich um das Einholen von Verschiffungsangeboten nach Deutschland kümmerte und unsere Flüge klarmachte, folgten Marco und ich einem Tipp von unserem Freund Berni und fanden bald darauf den Mann mit den flinken Händen und dem goldenen Herzen. Leopoldo legte ohne lange zu fackeln Hand an und wurde uns innerhalb kürzester Zeit ein guter Freund. Mit ein paar Brocken Englisch seinerseits und unserem miserablen Spanisch entnahmen wir der „Banane“ ihr Herz und zerlegten es soweit wie nötig. Schrauben scheint zu verbinden. So gegen neun Uhr abends machte er uns das Angebot in zwei Stunden wiederkommen zu können oder die OP am folgenden Morgen fortzusetzen. Er erklärte uns auch wieso. Nach seiner Geschichte stieg meine Achtung und mein Respekt vor diesem Mann gewaltig an. Leopoldo unterbrach seine Arbeit um seinen Kindern (12 und 15 Jahre jung) Abendessen zu kochen. Er ist alleinerziehend und bekommt keinerlei Unterstützung vom Staat, lebt unter ärmlichen Verhältnissen und liebt seine Kinder über alles. Wir nahmen sein Angebot an und legten eine Pause ein. Nach unserer Rückkehr arbeiteten wir bis tief in die Nacht und schafften es, den Bus wieder auf die Straße zu bekommen. Leopoldo brachte uns sogar das Vertrauen entgegen, die Rechnung am folgenden Tag zu begleichen, da er nichts mehr wollte, als ins Bett zu fallen.

Leopoldo, muchas gracias por su ayuda, su dedicación y su amistad. Le deseamos a usted y a su familia todo lo mejor. Es un placer haberte conocido!

Nach rund 400 Kilometern Fahrt, über teilweise irreführende Schotterpisten, zwei weiteren Grenzübergängen (Chile, Argentinien) und einer Fährübersetzung, hatten wir es geschafft. Uuuuu...shuaia!! Die Freude darüber es endlich erreicht zu haben, konnte man unseren Gesichtern mehr als deutlich ablesen. Von der Schönheit der Umgebung der „südlichsten Stadt der Welt“ haben wir leider nichts mitbekommen. Der Nebel und der Regen spielten nicht mit und nahmen uns somit die Entscheidung, längere Zeit zu verbleiben, ab. Ein nettes Abendessen mit der gesamten Truppe, eine Nacht in einem Hostel und ein Abschiedsfoto vor dem Ortsausgangsschild Ushuaias, genau dabei haben wir es belassen. Denn unser Ziel ist ja eigentlich nicht das Erreichen der Stadt im südlichen Zipfel Patagoniens gewesen, sondern das Machen wunderbarer, unvergesslicher Erfahrungen und die haben wir während der ganzen Reise genießen dürfen.

Noch einmal löste sich unsere Reisegruppe „Garmisch-Partenkirchen“ auf. Senada, Dave und Marco verweilten noch im Hostel um Emails zu schreiben und Besorgungen zu machen, während Dirk und ich bereits vorfuhren, um unser Versprechen gegenüber „Tire-Man Bill“ aus Kanada einzuhalten. Ein Foto mit uns, der Brezel und der kanadischen Flagge, die seine Unterschrift trägt, vor dem Ortsschild Ushuaias, der „südlichsten Stadt der Welt“. Eigentlich dachten wir ja von der Bananen Besatzung eingeholt zu werden, (ach ja wie war das nochmal mit den Pferden und deren größeren Kopf?) doch jedes Mal, wenn wir in den Rückspiegel schauten und das selbst noch nach mehr als zweitausend zurückgelegten Kilometern in Richtung Buenos Aires, entdeckten wir keinen gelben Fleck am Horizont. Wir hatten einen feststehenden Verschiffungstermin und somit nicht die Zeit, auf die drei zu warten. Per email teilten wir ihnen die Details mit und verabredeten uns für Buenos Aires. Wir und vor allem die treue Erbse legten den Endspurt ein und gaben alles was ging. Erst am späten Vormittag in Ushuaia gestartet, schafften wir es tatsächlich noch in derselben Nacht die beiden Grenzen zu passieren, die letzte Fähre zu bekommen und Rio Gallegos zu erreichen. Wir schwebten nur so über den Schotter der Ruta tres. Tankstopps und Pinkelpausen waren mehr oder weniger die einzigen Unterbrechungen, die wir einlegten. Wurde der Fahrer müde, so wechselten wir, bis spät in der Nacht das Zelt aufgebaut wurde. In 16 Monaten und nach über 53 000 zurückgelegten Kilometern, teilweise über schlechteste Straßen, hatten wir nicht ein einziges Mal einen Platten. über die ganze Reise fuhren wir mit dem selben Satz Reifen, den wir von der Firma Vredestein gesponsort bekamen, viele der unterwegs getroffenen Freunde wunderten sich über unsere guten Pellen, nachdem sie hörten, dass es noch die ersten waren. Doch einige Nächte vorm Erreichen unserers Ziels zerplatzte der Traum von „53 000 Kilometer Platten frei“ durch menschliches Versagen. In der Dunkelheit übersah ich ein kleines mit Nägeln bestücktes Brett. Doch die Luft entwich nur sehr langsam und wir entschlossen uns, es beim gelegentlichen Aufpumpen zu belassen. Die letzte Nacht fuhren wir sogar durch, bis es wieder hell wurde und wir nach diesem „drei Tages und eine Nacht Marathon“ das von Ushuaia 3000 Kilometer entfernte Buenos Aires erreichten. Bereits am folgenden Tag trafen wir uns mit dem Herren der Verschiffungsagentur und machten den Abtransport der Erbse dingfest. Wir genossen die „Freiheit“ und das irgendwie gute Gefühl nach 16 Monaten heimzukehren. Sagt euch der Name Ariel noch etwas? Bei ihm und seinem Mitbewohner Jorge sind wir damals in Panama Stadt untergekommen. Es tat gut, die Ulknudel hier in seiner Heimatstadt Buenos Aires wiederzusehen, wenn auch leider nur sehr kurz, doch wir hatten von der ersten bis zur letzten Minute Spaß. Seit längerer Zeit standen wir auch wieder mit Roxy in Kontakt, ihr erinnert euch noch an sie? Roxy, die US-amerikanische Version von Pipi Langstrumpf aus Seattle, mit der wir mehr als einmal eine gute Zeit geteilt haben. Nach unserem letzten Aufbruch aus Seattle sponn sie seltsame Ideen, sie meinte, wir hätten sie dazu inspiriert ihre Koffer zu packen und sich „umzuschauen“. Sie zog nach unserem Abschied für ein halbes Jahr lang nach Argentinien und lebte in Buenos Aires. Doch leider verpassten wir sie um einige Wochen; während wir die Hauptstadt Argentiniens erreichten, lebte sie bereits in Los Angeles. Ihr glaubt gar nicht wie groß die Freude gewesen ist, als sie uns sagte sie komme für ein paar Tage in die Stadt um ihre „Germans“ zu sehen. Sie ist damals die erste Person gewesen, die wir im Mai 2008 in der neuen Welt kennenlernten, sie ist es gewesen, die uns zeigte, wie wunderbar es sein kann seinen Hintern zu bewegen und neue Wege zu gehen. Nun, fast 16 Monate nach unserer ersten Begegnung, stand sie erneut vor uns, um ihre „Germans“ zu verabschieden. Ich sag nur so viel: ganz viel Freudenpipi! Mit dem Wiedersehen Roxys schloss sich der Kreislauf unserer Reise.

Mittlerweile sind fast sechs Monate vergangen seitdem wir uns in den Flieger gesetzt haben um nach Deutschland zurück zukehren. Jeder, der selbst schon einmal eine längere Reise gemacht hat, kennt das Gefühl und die Gedanken, die in einem vorgehen. Die sogenannte „Wiedereingliederung“ fällt einem mehr als schwer. Dinge, die damals vor der Reise als normal und als „muss halt“ akzeptiert wurden, stellen nun eine gewaltige Hürde dar. Warum? Weil die Zeit, in der man in keinem festen, routinierten Gefüge steckte, sondern die Dinge tat, die man selbst für nötig hielt, das komplette Gegenteil unseres eingelaufenen Systems ist. Täglich mussten wir uns auf neue Gegebenheiten einstellen, haben verschiedenste Situationen gehändelt und dabei gelernt, dass diese Art von Herausforderungen, die einem das Leben stellt, mit Optimismus und Selbstvertrauen ohne Probleme zu meistern sind, ja sie lösen sich sogar beinahe von selbst. Außerdem ist die Befriedigung der Sehnsucht nach schönen Momenten, durch was diese auch immer hervorgerufen werden, eine Sucht. Die Sucht nach Leben. Es ist ein Urtrieb des Menschen, der in jedem von uns steckt.

Dirk ist mittlerweile wieder glücklich mit seiner großen Liebe Jasmin vereint. Er hat sich nach seiner Rückkehr als Fotograf selbstständig gemacht und fiebert bereits dem nächsten Auslandsaufenthalt entgegen. Jasmin hat erfolgreich ihre Diplomarbeit in Physik abgeschlossen und möchte sich nun an eine Doktorarbeit wagen. Wohin es die beiden verschlagen wird ist noch ungewiss. Ich sitze hier in Sydney/ Australien, freue mich darüber endlich die letzten Worte des Reiseberichts zu Papier gebracht zu haben und hoffe auf ein „permanent resident visa“. Ach ja, die Erbse. Die hat im Dezember 2009 ohne erkennbare Mängel die Hauptuntersuchung bestanden, war doch der Tüv im April abgelaufen. Jetzt darf sie sich jetzt erst einmal etwas ausruhen, aber freut sich bereits auf den kommenden Sommer in Deutschland und auf weitere ereignisreiche Assikringel und Butterfahrten. Was da noch alles kommen mag? Lassen wir uns doch mal überraschen. Das Leben wird es uns schon zeigen!

Wir möchten jedem einzelnen Menschen danken, der auf irgendeine Weise etwas mit unserem „Absprung“ zu tun hatte. Ob Familien und Freunden oder Besuchern unserer Seite, ob dem Polizisten aus Mexico oder den Scharen von Kindern; jede einzelne Person hat dieses Abenteuer zu einem nachhaltigen, einzigartigen Erlebnis gemacht.

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