Man sagt ja immer so gerne, alles hat auch mal ein Ende (na ja, außer die Wurst natürlich), aber lassen wir die einmal beiseite, wir haben´s ja eh mehr mit Gemüse. Ist das nicht eher eine traurige Vorstellung? Ende!? Das klingt so endgültig; so nach over and out und aus die Maus!
Für uns beide ist diese Reise, na sagen wir besser, dieser von unserem üblichen Alltag etwas abweichende Lebensstil, eher erst der Anfang von etwas Neuem gewesen. Solch eine Erfahrung, wie wir sie machen durften, verändert und beflügelt einen Menschen offensichtlich etwas stärker als eine Woche Pauschalurlaub auf Malle, mit Wiener Schnitzel und Nachbar Krause, der einem schon in der Heimat auf den Beutel geht, weil drei Äste des eigenen Baumes über die Grundstücksgrenze ragen.
Doch heben wir uns das Rumphilosophieren für den Schluss auf, dort sind diese Gedanken wesentlich besser aufgehoben, denn genau an diesem Punkt befinden wir beide uns im Moment, am Ende einer Zeit, in der wir 16 Monate lang das Gefühl besaßen, mitten im Leben zu stehen. Bevor Dirk und ich aber wieder deutschen Boden unter die Füße bekommen, beamen wir uns nochmals zurück nach Quito, der Hauptstadt Ecuadors, in der wir rund um die Uhr mit dem Update der Seite und dem Erfüllen von Interviewwünschen beschäftigt waren.
Unsere „Quitonische“ Gastfamilie, bestehend aus Buddha, alias Juan, seiner Mutter Gina und seinem Vater Amilcar, der uns mit seinem allmorgendlichen Outfit (Schlafanzug und Stirnband) immer wieder zum Schmunzeln brachte, kümmerte sich rührend um uns. Während einer Nacht im, mit Leben gefüllten, Stadtteil „La Ronda“, legten Gina und Amilcar, sehr zu unserer Freude, eine heiße Sohle aufs Pflaster der kleinen Gassen; wir gingen gemeinsam Essen und ließen uns von unseren beiden persönlichen Reiseführern die Stadt am Äquator und deren Sehenswürdigkeiten näher bringen. In Rekordzeit fühlten wir uns auch hier wieder heimisch und pudelwohl, na ja bis auf die Magenprobleme, mit denen dieses Mal Dirk die ersten paar Tage zu kämpfen hatte. Montezumas Rache bekamen wir des Öfteren zu spüren, ob in Kolumbien, Ecuador oder Peru, sein Fluch ist uns stets ein treuer Begleiter gewesen. Doch nach all diesem Spaß, nicht vergessen sei auch die Bier-Promotion-Nacht mit Buddha und den drei leicht bekleideten „Kuhmädchen“, (die ihre Hüften in der Partyzone der Stadt kräftig kreisen ließen) gab es noch ein paar Punkte auf der „To do-Liste“, die eher unter die Rubrik „arbeitsintensiv“ einzuordnen waren. Wir gaben drei Fernseh- und vier Zeitungsinterviews, hatten sogar so etwas wie eine persönliche Managerin, die uns ständig begleitete und als einzige den Überblick behielt.
Schnell lernten wir Gaby und ihre Familie besser kennen, Werkstatt Nachbarn Buddhas. Sie brachten uns mehrmals in den Genuss ihrer guten ecuadorianischen Küche und luden uns auf den Geburtstag der Mutter ein. Hier versteht man es noch, Feste zu feiern. Gutes Essen, Livemusik und einen Haufen gut gelaunter Freunde. Kein Bein stand still, keine Kehle blieb trocken auf Eufemias Fiesta. Wir verbrachten eine Menge Zeit mit Gaby, sie wurde uns in dieser Zeit so etwas wie eine kleine Schwester. Selten „vereinen“ sich Charakter und äußeres Erscheinungsbild in solch einer herrlich widersprüchlichen Form. Gaby, so zirka ein Meter und sechzig groß mit attraktiv weiblicher Figur und langen, braunen Haaren, liebt es, sich mit großen Geländewagen durch den Dreck zu wühlen, versteht es doppelt so große Kerle mit einem Handgriff japanischer Kampfkunst auf die Matte zu legen und ist zudem eine durch und durch liebenswürdige Person. Die perfekte Mischung aus großem Bruder und kleiner Schwester. Man könnte wohl auch sagen: Eine Braut zum Pferde Stehlen.
Eine der Expeditionen mit unserer „kleinen, großen Schwester“ führte uns eines Tages ins Rotlichtviertel Quitos. Der Grund: Ein Universitätsprojekt. Ja, ehrlich! Wie gewöhnlich manövrierte uns Gaby in ihrem Panzer sicher durchs Blech-und Menschengewühl der 1,4 Millionen Menschen zählenden Hauptstadt Ecuadors. In einem kleinen eingemauerten Areal brachte sie ihr „Baby“ zum Stehen. Im „Foyer“ des Freudenhauses warteten wir auf die Chefin der Institution und hatten somit etwas Zeit die Eindrücke auf uns wirken zu lassen. Eindrücke visueller und geruchlicher Art. Der überdachte Eingangsbereich war unsere Loge, die Tür zum Bordell der Bühnenvorhang; mit jedem Öffnen tat sich eine neue Überraschung auf, bot sich unseren Augen ein neuer „Leckerbissen“.
Sehr leicht bekleidete Damen, teilweise in einem Hauch von Nichts gehüllt, aufregend hübsch und wohlgeformt, reichten sich im Wechsel die Klinke mit volltrunkenen, nach Alkoholika und Nikotin riechenden Kunden gehobenen Alters, die sichtbare Probleme besaßen, sich auf den Beinen zu halten. Unsere Reaktionen reichten beim Anblick der Protagonisten von einem verträumten Lächeln bis hin zu Brechreiz und dicken Backen. Nach Beendigung der Vorstellung gewahr man uns Einlass in das mit viel Liebe und noch weniger Geschmack eingerichtete Freudenhaus. Ein Hochgenuss: die kleine Bar, die anscheinend aus einem Partykeller der 80er Jahre zu stammen schien oder der künstliche Eckkamin, dessen Sims goldfarbene Miniaturstatuen weiblicher Liebesgöttinnen zierten. Abgerundet wurde das Innendesign durch die bunten, hektisch blinkenden und nach epileptischen Anfällen schreienden Weihnachts-Lichterketten.
Aber mal ganz ehrlich, wer erwartet denn schon Liebe beim käuflichen Sex und schwedisches Wohlfühl- Design in einem Bordell, das wäre ja so wie ein magersüchtiger Koch oder ein vegetarischer Metzger. Die Betreiberin des Ladens, Italia Vaca Mora, ist eine sehr nette Dame, die uns herzlich in Empfang nahm. Wir stellten ihr einige Fragen, machten Fotos und übten uns am „Pole“ (die metallene Stange, an der die lecker Mädchen täglich ihre Gymnastikübungen durchführen). Italia zeigte uns die Arbeitszimmer ihrer fleißigen Mädels und erzählte uns außerdem noch von der Organisation zum Schutze der Prostituierten, deren Gründerin und Chefin sie ist. Also durch und durch eine interessante und starke Frau!
Von Cristian, einem Freund Buddhas, wurden wir zum Essen eingeladen. Er, seine Eltern und seine Freundin Paulina kümmerten sich um uns als seien wir die lang verschollenen Geschwister. Leider hatten wir viel zu wenig Zeit.
Muchas Gracias Cristian, Paulina y tus padres por tu hospitalidad y el tiempo maravilloso. Le deseamos mucho exito con tus estudias.
So wie damals in Panama Stadt, trafen wir auch hier in Quito auf Freunde, mit denen wir schon seit langem in Kontakt standen ohne sie auch nur einmal zu Gesicht bekommen zu haben. Michel und Sonja sind in ihrem VW T2 Camper “Globus“ unterwegs gewesen und das auf der selben Wellenlänge wie wir. Ein gemeinsames Abendessen, einen sonnigen Nachmittag im „Park der toten Dödel“ (plaza de las palomas muertas) und ein schöner Abend mit einer Menge „Lachen bis es weh tut“ wird uns immer an die beiden Reisenden Michel und Sonja erinnern.
Vielen Dank an Euch beide für diese nette Zeit und die schönen Erinnerungen, alles Gute und gutes Gelingen für Euer Business.
Erinnert ihr euch noch? Da gab es doch gleich mehrere Gründe für unseren etwas längeren Aufenthalt in Quito. Zum Einen der überfällige Reisetagebucheintrag Nr. 10 und zum Anderen, …richtig, der Besuch eines Freundes, auf den wir hier am Äquator warteten. Na ja, Freund ist übertrieben, sagen wir mal „Spezie“. Freundschaft schlossen wir erst später, denn Marco aus München ist uns völlig fremd gewesen. Ein Fremder und zudem auch noch Bayer. Ihr denkt, es könnte gar nicht mehr schlimmer kommen? Lasst euch eines Besseren belehren.
Marco meldete sich eines Tages per email bei uns, das erste Mal als wir von ihm hörten muss so um Costa Rica herum gewesen sein. Damals fragte er, ob er sich uns anschließen dürfe. Die Gründe: Lust auf einen Trip durch Südamerika und das Festhalten unseres Assikringels auf bewegten Bildern. Da wir ihm nach etwas Bedenkzeit grünes Licht gaben, sollte es ab dem Äquator zu dritt weitergehen; ein Knipser, ein Kameramann und ein Blechdengler. Die Korrespondenz und Planung per Computer zwischen Quito und München verlief, wie sollte es auch anders sein, chaotisch und völlig planlos, denn auch Marco machte vor keiner Idee halt, auch wenn sie noch so irrsinnig zu sein schien. Marco ist einer von uns, soviel stand somit bis dahin fest! Am Ende ging alles recht schnell. Über das Internet erfuhr unser „Spezie“ von einem VW Bus, der in Arica, der nördlichsten Stadt Chiles, verkauft werden sollte. Nur so am Rande; zwischen Arica und Quito liegen zirka 3500 Kilometer Strecke, große Abschnitte davon sind langweiliger als ein Striptease am FKK Strand.
Na klar, er kaufte den Wagen ungesehen über das weltweite Netz, setzte sich in den Flieger und machte sich auf den Weg nach Chile. Die endlos erscheinenden Kilometer bis Quito riss Marco innerhalb von vier Tagen ab. Die erste Nacht in der Hauptstadt Ecuadors verbrachte er in seinem Campingbus direkt vor den Toren einer der prächtigen Kathedralen der Stadt. So hatten wir leichtes Spiel den durchgeknallten Bayer am folgenden Morgen aufzulesen und in Empfang zu nehmen. Wir verbrachten noch ein paar Tage in Quito, fuhren gemeinsam mit Gaby und Marco zur „Mitad del Mundo“ und balancierten auf der Nulllinie zwischen Nord- und Südhalbkugel. Noch einmal stürmten wir alle gemeinsam die Partyzone der Stadt und machten uns dann, nach der traurigen Verabschiedung von unseren Freunden, im grün- gelben Konvoi auf den Weg in Richtung Süden. Gaby begleitete uns für die ersten Kilometer mit ihrem Panzer aus der Stadt; der Abschied von unserer kleinen, großen Schwester fiel uns allen sehr schwer, schon längst hatte sie einen Platz in unseren Herzen eingenommen.
Gaby, please always try to remember; you don´t have to hope if you know you will do it. We will see us again, we will have the chance to laugh again and talk till late night. We are happy that we got to know you. Thanks for your friendship! VIVA LA RUMBA!
Queridos Proaños! Gina, Amilcar y Buddha y los abuelitos! Muchas Gracias por ser un parte de su familia y por recibirnos en su casa. Les tenemos por siempre en nos corazons. Muchos saludos a la pastor aleman loca (Tita).
Unser nächster Stopp in Ecuador hieß „Cotopaxi“. Mit 5897 Metern über dem Meeresspiegel ein gewaltig großer und zudem hübscher Brocken aus Stein und Eis. Doch bevor wir in den Genuss dieses Riesen kamen, stolperten wir mal wieder in eines dieser unerwarteten und schönen Erlebnisse, die das Leben bereit hält.
Es ist bereits dunkel gewesen. Trotz mehrmaligem Nachfragen und Dranvorbeifahren übersahen wir das Schild zum Nationalpark. Schlussendlich fragten wir die Besitzer einer der kleinen simplen Bodegas am Straßenrand nach einer Übernachtungsmöglichkeit, um die Suche nach dem Giganten am nächsten Tag fortzusetzen. Sie schlossen den Laden und führten uns zu einer Art Campingplatz, der jedoch nicht mehr geöffnet war. Auch Hupen und Rufen führten nicht zum gewünschten Erfolg. Wie sich noch rausstellen sollte, war dies auch gut so. Unsere netten Ladenbesitzer fuhren mit uns zu einer weiteren, wie sie uns sagten: „Einer etwas teureren“ Möglichkeit. Wir folgten ihnen entlang einer kleinen Landstraße, fern ab der Hauptroute, zu einer prunkvollen Hofzufahrt. Im Licht der Scheinwerfer konnten wir nur erkennen, dass wir uns auf eine Hacienda zu bewegten. Über eine lange Allee gelangten wir, vorbei an einem großen Brunnen zum Haupteingangsportal dieses gewaltig edel aussehenden Komplexes. Wir besaßen bereits Übung im Abschätzen des Übernachtungspreises anhand der Örtlichkeiten und wussten im Moment des Betretens dieses Schlosses, dass dieser Pennplatz weit über unserem Budget liegen würde. Wir brachten den Fuhrpark zum Stehen, bedankten uns bei unseren freundlichen Mitmenschen und betraten den Kasten, in dem schon Alexander von Humboldt in die Matratzen pupste. Historisch, edel und viel zu teuer, zumindest für unsere Verhältnisse. Die freundliche Dame an der Rezeption zog zu weiteren Preisverhandlungen den „Schlossherren“ hinzu. Es war der reinste Bazar, es wurde gefeilscht was das Zeug hielt. Wir zogen uns kurz zurück, um über den zuletzt aufgerufenen Kurs zu beraten und Fernando ein letztes Angebot zu unterbreiten. Ihr merkt schon, wir sind etwas seltsam gestrickt, andere Menschen würden einfach bleiben oder gehen, aber das wäre ja langweilig. Fernando legte eine Pause ein, nachdem wir ihm unsere Preisvorstellung darlegten. Wir hatten mit einem lauten Lachen oder mit einem Dankeschön und gleichzeitigem Aufhalten der Tür gerechnet, doch er sagte nur: „Nein, das geht nicht aber ich mache euch einen Vorschlag …“. Tja, wenige Minuten später teilten wir uns zu dritt einen riesigen Raum, vier herrlich gemütliche Betten und ein eigenes Bad. Schon der zu unserer Suite gehörige Vorraum übertraf bereits die Größe der ein oder anderen bisherigen Unterkunft. Wir genossen es, uns am Feuer des offenen Kamins zu wärmen und uns bei einem Drink mit unserem Gastgeber über das Reisen und Leben zu unterhalten, bevor wir zufrieden und erschöpft in die Daunendecken sanken.
Am nächsten Morgen wurde uns erst so richtig die Schönheit der Hacienda und des umliegenden Landes bewusst. Bei herrlichstem Sonnenschein nahmen wir das Frühstück zu uns, denn genau das ist der Preis für unsere Übernachtung gewesen. Drei einfache „Frühstück Continental“, das günstigste auf der Preisliste. Somit hatte uns Fernando mit seinem Angebot sogar noch unterboten. Was für ein feiner Kerl!
Fernando, Muchas Gracias por tu generosidad, hospidalidad y tu paciencia hablar con nosotros sobre el precio. Le deseamos lo mejor por tus planes.
Dirk und Marco, die Männer der Linsen nutzten das hübsche Wetter und die nette Örtlichkeit für „einige“ Aufnahmen, bevor wir uns erneut auf die Suche nach dem Nationalpark Cotopaxi machten und diesen nun auch mit Hilfe des Tageslichtes fanden. Über Schotterpisten bahnt man sich den Weg in Richtung Vulkan. Zwar hat man ihn ständig vor Augen, (schon in Quito konnte man seine schneebedeckte Kuppe bei klarer Sicht erkennen) doch man fährt lange auf ihn zu, bevor es dann wirklich steil nach oben geht. Vorausschauend wie wir sind, ja ja, solche Momente gab es hin und wieder, machten wir an der kleinen, in unserer Parkkarte, eingetragenen Akklimatisierungsstation halt um uns bereits jetzt im Hellen nach einem geeigneten Stück „Camping-Boden“ umzuschauen. Marco hatte es da stets etwas einfacher, er zog einfach die Vorhänge zu und schlief im Bus. Na ja, die Warmduschervariante halt, so sind sie, die Bayern. Der Platz für das Nachtlager war gesichert, nun mussten wir noch schauen, wie wir etwas in den Magen bekommen. Der Park ist groß, die Schlagbäume am Ein/ Ausgang in der Nacht verschlossen und das einzige Restaurant im Park viel zu teuer. Wir fragten kurzerhand die einheimischen Betreuer einer kleinen französischen Reisegruppe, die sich in der Hütte mit Kartoffel schälen und Karotten schnippeln beschäftigten. Auf dem Weg in Richtung Gipfel freuten wir uns bereits auf das, um Punkt 19 Uhr angesetzte, Abendessen. Denn Höhenluft ist nicht nur sehr dünn, sondern macht hungrig und sorgt auch schon mal für Übelkeit und Schwindel. Das bekam ich diesmal gewaltig zu spüren. Wir sind durch die Kordilleren Kolumbiens gefahren, haben Pässe von 4500 Meter Höhe überwunden und dabei hin und wieder gemerkt wie kurzatmig wir in diesen Höhen sind, doch so richtig dreckig ging es uns nie. Hier am Cotopaxi, auf dem, auf zirka 4500 Meter liegenden „Parkplatz“, zu dem sich die Erbse und die Banane (so der Name von Marco´s Bus) teilweise im ersten Gang unter Mühen hoch gekämpft hatten, setzte bei mir das erste und einzige Mal die Höhenkrankheit ein. Die Aussicht auf das umliegende Land und den, in der untergehenden Sonne orange glühenden, schneebedeckten Gipfel des Giganten war beeindruckend, doch der eisige, in die Knochen kriechende Wind und die Angeschlagenheit verbannten mich in den Käfer. Pünktlich wie die Maurer erreichten wir unser kleines Privatrestaurant und stellten, Hausmannskost löffelnd und vor den lodernden Flammen des Kamin sitzend, mal wieder fest, dass es nicht der drei Meter Plasma Fernseher mit Dolby Digital und High Definition ist, der einen glücklich und zufrieden macht. Weder spricht er mit einem über die gemachten Erlebnisse und Eindrücke, noch spendet er deinen Knochen wohltuende Wärme oder füllt dein Loch im Magen mit bester Hausmannskost.
Am nächsten Morgen ging es, von der Sonne begleitet, weiter gen Süden und somit zu unserem bereits im Vorfelde hergestellten Kontakt. Der Spruch: Volkswagen no es una marca, es una familia. (Volkswagen ist keine Marke, sondern eine Familie) kommt nicht von ungefähr und wird besonders stark in Zentral-und Südamerika ausgelebt. Jeder kennt jeden und Freunde werden herzlichst aufgenommen, wie in eine Familie. In Ambato suchten wir die nächstliegende Tienda auf um mit unseren VW Verwandten Kontakt aufzunehmen, doch dazu kam es erst gar nicht. Auf der Straße begegneten wir einem freundlichen Käferfahrer, der sich sichtlich freute. Wir standen keine 5 Minuten vor der Tienda, da gesellte er sich zu uns und stellte sich und seine ganze Familie vor. Sie kannten uns bereits, hatten von uns gehört und waren Freunde unserer Kontaktperson. Ehe wir uns versahen saßen wir bei Paco, Judith, ihren Kindern Santiago und Veronica am Esszimmertisch und wurden von hinten bis vorne verwöhnt. Um noch mal darauf hinzuweisen und es deutlich zu machen: Diese Leute kannten wir nicht, hatten zuvor noch nie mit ihnen gesprochen oder sie gesehen. Hier in Deutschland, tippend am PC sitzend, erscheint mir das alles so irreal und gleichzeitig überwältigend.
Der gesamte Freundeskreis versammelte sich am Abend, den „Familienmitgliedern“ aus Übersee zu Ehren, bei Kaffee und Käsesemmeln. Es wurde viel gequatscht und den Klängen der Klavier spielenden Tochter des Hauses gelauscht. Der Ort „Baños“ sei ein unbedingtes Muss, so versicherte man uns bereits in Quito. Der folgende Tag sollte es uns zeigen. Wir brauchen nicht zu erwähnen, dass wir mal wieder Unterschlupf bei „ Familienmitgliedern“ fanden, oder?
Im Konvoi ging es zu dem Ort, der ins Deutsche übersetzt, ziemlich genau „Toiletten“ oder „Badezimmer“ bedeutet. Am Geruch liegt es nicht, davon konnten wir uns überzeugen, es ist wohl eher auf die heißen Quellen zurückzuführen, in denen man sich suhlen kann. Na ja, wir fühlten uns nicht nach Planschen und sind ganz und gar nicht von dem Touristen überlaufenen Ort am Rande des Dschungels angetan gewesen. Geschmäcker sind nun mal verschieden. Nach einem Besuch der, in der Umgebung zahlreich vorhandenen wild brausenden, Wasserfälle, verabschiedeten wir uns von unseren neu gewonnenen Freunden und machten uns auf die Quartiersuche. In allen nicht so erfreulichen Situationen steckt doch immer etwas Positives. Wir fanden eine günstige Unterkunft und freundeten uns mit den Besitzern des „Hotels“ an. Bis spät in der Nacht standen wir mit den beiden Brüdern bei den Autos und erzählten was das Zeug hielt. Die Haube ihres Landrovers füllte sich schnell mit Spirituosen, immer wieder wurden aus irgendeiner Nische neue Flaschen gezogen, die sich schnell zu den anderen leeren Buddeln gesellten. Die Beiden hatten sichtlich Freude an unseren Geschichten.
Nach einer erholsamen Nacht und einer herzlichen Verabschiedung setzten wir unsere Reise bei bestem Wetter im grün-gelben Gemüse-Obst Konvoi in Richtung Süden fort. Über unsere folgende, einnächtige Station, gibt es nicht viel zu berichten, außer dass wir wieder einmal feststellen durften, dass die Polizei sehr hilfsbereit ist und Touristen gegenüber Herz zeigt. Wir fuhren nach Guayaquil, mit ca. 2,5 Millionen Einwohnern die größte Stadt Ecuadors, in der wir bei einer Internet Bekanntschaft Unterschlupf finden sollten, doch da gab es ein Problem. Wir besaßen keinerlei Stadtplan, der uns den Weg zu unserem Host hätte zeigen können. Es war bereits dunkel, die Stadt sehr unübersichtlich und der Verkehr deutlich vorhanden. An einer Tankstelle baten wir einen Polizisten um Hilfe, nach einigem hin und her ließ sich einer seiner Kollegen die Adresse unseres Gastgebers über das Handy mitteilen. Das Rudel aus mindestens vier Polizisten, die sich mittlerweile um uns versammelt hatten, löste sich auf. Kurz darauf befanden wir uns im mehrspurigen Feierabendverkehr und folgten dem Blaulicht des Einsatzwagens, der uns den Weg freihielt und uns zuverlässig und sicher zu unserem Quartier führte. Nun wissen wir, wie sich die Queen fühlen muss, wenn sie mit polizeilichem Geleitschutz und Blaulicht durch die Blechmassen einer Großstadt gelotst wird. Innerhalb kürzester Zeit standen wir unserem Freund gegenüber und verabschiedeten unsere Freunde und Helfer mit einem gemeinsamen Abschiedsfoto. Wir entschlossen, schon am nächsten Tag, unsere Reise fortzusetzen ohne uns die Stadt näher anzuschauen. Irgendwie befanden wir uns alle nicht in der Stimmung, uns noch länger durch dieses Gewühl der Großstadt zu kämpfen und zogen die Weiterreise vor.
Auf dem Weg nach Cuenca passierten wir atemberaubende Landschaften. Die Stadt selbst zählt gerade einmal 417 000 Seelen und gilt als „sauberes Juwel des Südens Ecuadors“. Denn auch hier gibt es, wie auch in Quito, charmante kleine Kopfsteinpflasterstraßen, historische Gebäude und quirlige Plazas, auf denen das Leben tobt. In Cuenca gab es jemanden der uns erwartete und den wir bereits aus Quito kannten. Er nahm uns in Empfang und brachte uns seine Stadt etwas näher. Überraschender Weise wurden wir jedoch noch in derselben Nacht von Guillermo, einem Onkel Gabys, unserer Freundin aus Quito, aufgenommen. Er und seine Familie kannten uns nicht, doch vertrauten den Worten Gabys, die sich bereits einen Tag später in den Nachtbus setzte, um ihre drei Deutschen wiederzusehen.
In den darauffolgenden Tagen erkundeten wir die Stadt, kümmerten uns um unsere „treuen“ Rösser und genossen lange Nächte vor dem lodernden Feuer des Kamins. Nun hieß es erneut Abschied nehmen, von neuen und alten Freunden. Bei strahlendem Sonnenschein und mit feuchten Augen verließen wir Cuenca in Richtung Süden.
Muchas Gracias Gulliermo, Cecilia y Israel por su hospitalidad espontánea. Dadonos mas que un techo. Que les vaya muy bien.
Unser nächstes großes Ziel hieß Lima und somit Peru, unser dreizehntes Land auf unserer Reise durch den amerikanischen Kontinent. Doch bevor wir uns in das Gewühl der rund 6.5 Millionen Einwohner zählenden Großstadt stürzten, gab es erneut eine Grenze zu überschreiten und zirka 1300 Straßenkilometer zu bewältigen. Wir fuhren entlang der Küstenstraße und passierten dabei Ortschaften wie Piura, Chiclayo, Chimbote und Huacho. Auch auf diesem Abschnitt unserer Butterfahrt durch die Küstenwüste Perus brauchten wir auf die Neugierde und Gastfreundlichkeit der Einheimischen nicht zu verzichten. Wir genossen die Unbezwungenheit der Kinder, die uns bei jedem Boxenstopp umzingelten und die Offenheit der Peruaner, die das Gespräch mit uns suchten. Nicht ein einziges Mal (na ja, bis auf den kleinen Zwischenfall in Panama Stadt) haben wir uns auf dieser Reise als nicht willkommende Ausländer gefühlt.
Keine Ahnung wieviele der 6,5 Millionen Einwohner Limas eine Lizenz zum Führen eines motorisierten Fahrzeuges besitzen (ob gekauft oder gewonnen sei dahin gestellt), doch an Hand des starken Verkehrsaufkommens und der ausgeprägten „Wir befinden uns auf dem Rummel-nach mir die Sintflut-Mentalität“ sind es viel zu viele potentielle Gefahrenquellen. Auch wenn wir bisher so manche Millionenstädte überlebt und erfolgreich und beulenarm überstanden haben, so stellt sich jedoch alleine bei dem Gedanken an eine Megalopolis (griech. für große Stadt) eine schwere Ganzkörperverspannung ein. Denn man muss nicht nur Herr seiner Sinne sein (fehlende Gullideckel und Strassenkrater wollen, dem Fahrwerk zur Liebe, rechtzeitig erkannt werden), sondern auch noch für die Millionen von Führerschein-Gewinnern und Käufern mitdenken. Es hilft sehr, ihre „Gedanken“ lesen zu können. (defensive Fahrweise ist hier ein Fremdwort)
Ihr fragt euch gerade wie man die Situation händelt? Abstumpfung! Ganz einfach, pure Abstumpfung! Das hilft tatsächlich und funktioniert ohne Schaden zu nehmen. Man schwimmt einfach mit, ohne dabei sein Hirn komplett auszuschalten. Die Einheimischen halten sich da lieber an den lieben Gott und verzieren ihre Fahrzeuge mit Bildern und Sprüchen wie „Gott ist mein Freund“ und „Gott fährt mit mir“. Wir haben Taxifahrer erlebt die vorm Überfahren roter Ampeln, den am Innenspiegel baumelnden und immer griffbereiten Rosenkranz küssen. Na ja, wem es hilft! Uns hat es damals zumindest nicht beruhigen können.
Die ersten Nächte in Lima sind wir bei den „Ibarra Sisters“ untergekommen. Zwei nette alte Damen, die eine ihrer beiden Wohnungen im 14. Stock eines Hochhauses ganz einfach zum Hostel umfunktioniert haben. Hier trafen wir auf interessante Menschen wie zum Beispiel Konstantin aus Russland, ein Typ wie ein U-Boot Pilot, der einen Granny Smith mit seiner linken Hand zerdrücken könnte. Doch stattdessen reist er mit seinem weissen Kaninchen namens Stalin um die Welt und läd Fremde, so wie uns, zum Coca Tee ein. Über einen, nie live und in Farbe gesehenen, Freund aus Sau Paulo, lernten wir Miguel Angel kennen. Ein passionierter Brezel Fahrer und Volkswagenfan, der uns drei aus dem dunstverhangenen, tristen Zentrum der Stadt befreite und mit zu sich nach Hause nahm. Wir wurden komfortabelst im gegenüberliegenden Stundenhotel untergebracht, feierten gemeinsam mit Freunden und Verwandten den sechzigsten Geburtstag seines Vaters und kamen in den Genuss peruanischer Küche. Unter anderem enthielt die Speisekarte frittiertes Meerschweinchen. Für deutsche Gourmets vielleicht etwas ungewohnt, doch wohl die einzig sinnvolle Verwendung für diese kleinen Nager.
Miguel Angel, muchas gracias por tu hospitalidad y tu apoyo. Muchos saludos a tu familia. Les deseamos salud y suerte.
Wir verbrachten ungefähr eine Woche mit Miguel und seiner gastfreundlichen Familie während sich Miguels Mechaniker um die Bremsen und den Ölverlust der „Banane“ kümmerten. Dann ging es endlich wieder hinaus aufs Land. Dieses Mal fuhren wir nicht, wie gewohnt, in den Süden, sondern bewegten uns in den Nordosten Perus, um mitten in der Pampa, genauer gesagt in Huancabamba, in der Nähe des Ortes Oxapampa, zwei alte Freunde wieder zu sehen. Auch wenn Marco die beiden Aussteiger nur aufgrund unserer Geschichten kannte, so freuten wir uns doch alle auf die wunderschöne Natur und Einsamkeit der peruanischen Anden, die ungezwungene Herzlichkeit der Landbevölkerung, Campen, Lagerfeuer und auf das Baden in glasklaren Flüssen. Wir überquerten den 4818 Meter hohen Ticlio Pass und genossen diese einzigartige Naturkulisse aus strahlend blauem Himmel, schneebedeckten Berggipfeln und trockenen, staubigen Hochebenen. Mit zunehmend zurückgelegten Kilometern in nordöstlicher Richtung und abnehmenden Höhenmetern stiegen die Temperaturen erneut an und die tropische Vegetation nahm wieder zu.
Die letzten Kilometer bis zum neuen Zuhause unserer Freunde legten wir über Schotterpisten zurück. Entlang sprudelnder Flüsse und vorbei an kleinen, ursprünglichen Ortschaften, in denen wir ein unverfälschtes Bild von den Lebensverhältnissen der Bevölkerung im peruanischen Hinterland erhielten, genossen wir die unvoreingenommene Freundlichkeit der Peruaner. In einer der kleinen Siedlungen brachten wir die Gemüse-Obst Karawane zum Stehen um die Eindrücke auf Film zu bannen. Ein kleiner Junge namens Jose-Luis, wohl von der Neugierde getrieben, kam auf uns zu, um uns einen Beutel Mandarinen anzubieten. Wir lehnten dankend ab und unterhielten uns ein wenig mit Jose-Luis. Als wir uns nach einer Weile wieder ins Auto setzten und uns von dem Kleinen verabschiedeten, streckte er seinen Kopf in den Käfer und gab uns beiden, wie selbstverständlich, einen Kuss auf die Wange, um sich von seinen neuen Freunden zu verabschieden. Wir versprachen ihm ein Foto und machten uns auf in Richtung Pampa. Es war eine wunderbare Erfahrung auf Menschen entlang der Reise zu stoßen, die völlig vorurteilsfrei zu sein scheinen und deren Herzen keine Schubladen besitzen.
Die Kommunikation mit Jim und Gloria über das weltweite Netz verlief über die letzten Wochen nur schleppend und zeitverzögert. Internet ist in Huancabamba noch nicht so stark verbreitet. Um uns eine e-mail zu senden mussten sich die beiden auf eine knapp eineinhalb stündige Reise über Schotterpisten machen. Klingt das nicht Klasse!? Hier kann man noch Mensch sein. Ohne künstliche Zutaten und Nebenwirkungen! Ohne überhaupt zu wissen, ob unsere Freunde „zu Hause“ sind, folgten wir den überlieferten Anweisungen und suchten Herrn Fernando. Er sollte im Gemeindehaus des Dorfes arbeiten und ein guter Freund Jims und Glorias sein.
Das Leben hält so manche Überraschungen bereit, wie es der „Zufall“ so will, handelte es sich bei der ersten Person in diesem kleinen Ort, die wir nach dem Gemeindehaus fragen, um Gabriele aus Norderstedt bei Hamburg. Wie sich im Gespräch herausstellte, ist sie eine ehrenamtliche Mitarbeiterin einer Hilfsaktion, die zwei Projekte zur Förderung der Jugendlichen hier in Huancabamba und dessen Nachbarort unterstützt. Seit Guatemala suchten wir nun nach einem Weg die Öffentlichkeit unserer Reise zu nutzen, um Euch ein überschaubares Hilfsprojekt vorstellen können, das wir mit eigenen Augen sehen und erleben durften. Hier, inmitten der Vegetation Perus lief es uns sprichwörtlich in die Arme.
Um Euch die Abgelegenheit dieses Ortes näher zu bringen (da es für Einwohner Deutschlands mit einer Bevölkerungsdichte von 229 Einwohner pro km2 eventuell etwas schwierig vorzustellen ist), hier der Auszug eines Reiseführers. „When it comes to being isolated, there aren't too many towns that beat Huancabamba. A small city in the Northern Andes of Peru, ...“ (Wenn es dazu kommt isoliert zu sein, gibt es nicht viele Städte, die Huancabamba schlagen. Eine kleine Stadt in den nördlichen Anden Perus,...). Wir folgten unserem mittlerweile gefundenen Mittelsmann, der den bunten Wanderzirkus auf seinem Moped anführt und uns durch die Wildnis der Anden lotst. Einige Kilometer außerhalb des Dorfes hält er zu unserem Erstaunen mitten im Nichts an und versichert uns, wohl wegen unseres fassungslosen Gesichtsausdrucks, unser Ziel erreicht zu haben. Während wir drei uns mit offenen Mündern anschauen, verschwindet Fernando im grünen Dickicht um Jim und Gloria unsere Ankunft mitzuteilen. Hier also, irgendwo in diesem Grün, haben sie sich niedergelassen, unsere Freunde Tarzan und Jane. Schon kurz nach unserer ersten Begegnung mit den Beiden, damals in Panama, gewannen sie durch ihren unkonservativen Lebensstil einen Platz in unseren Herzen. Wir liebten es Jims Geschichten abenteuerlicher Reisen zu lauschen und waren nun umso mehr gespannt, was es denn neues von den Robinsons zu berichten gab.
Jim nahm uns mit einem breiten Grinsen in Empfang. Wenn man im Lexikon unter dem Begriff „Entspanntheit“ ein Bild sehen könnte, so würde es genau das zeigen was wir in dem Moment sahen. Ein Jim, der völlig im Reinen mit sich und seiner Umgebung ist, mit einem herzlichen Lächeln und freudestrahlenden Augen. Mehrere Monate war es nun her, dass wir ihn und seine Frau zuletzt gesehen hatten. Seine Worte: „Come a long on your way down south, if you find some time!“ (Kommt vorbei, wenn ihr etwas Zeit findet!) lagen uns noch immer in den Ohren. Seine Hofzufahrt, falls man es überhaupt so nennen konnte, hatte sich Jim nach seiner Ankunft hier am Rande Huancabambas erst einmal mit dem Schaufelradbagger stampfen müssen. Selbst nach Beseitigung der gröbsten Unebenheiten und im Weg stehender Bäume würde die Zufahrt für so manchen mitteleuropäischen Großstadt-Cowboy und Asphalt-Daktari im Porsche Cayenne oder BMW X6 eine gewaltige Herausforderung darstellen und könnte den ein oder anderen metallic lackierten, beheizbaren, elektrischen Außenspiegel kosten.
Wie viele Hektar es genau sind, die sich die Beiden da nach voran gegangener Besichtigung über „google earth“ erstanden haben, wissen wir nicht mehr genau, doch es war „von der Spitze des einen Berges bis zu dem Berg auf der anderen Seite“, so Jims Worte. An alle Vorstadt- Neubausiedlung-Reihenhaus Besitzer, die sich nichts schöneres vorstellen können und die Nase über Individuelle rümpfen, die ihren Wagen freitags anstelle sonntags waschen: Es gibt auch noch andere Menschen! Menschen wie Jim und Gloria, die voller Lebenslust und Begeisterungsfähigkeit stecken und aus diesem Potenzial heraus unwirkliche, abstruse Ideen umsetzen. Ein großes Rundzelt zum Schlafen, ein paar Balken und etwas Plane für das alltägliche Geschäft, eine „Küche“ unter freiem Himmel, fließend Wasser aus dem Bambusrohr und eine Dusche im gleichbleibend kühlen Fluss. Was ist es wirklich, was man braucht?
Wir genossen die Tage in der „Isoliertheit‘, die Ruhe, die Geschichten am Lagerfeuer und Ausflüge mit unseren Freunden. Schon lange hatten wir uns nicht mehr so entspannt und zufrieden gefühlt wie hier in der Pampa, mit Menschen, die noch etwas durchgeknallter zu sein schienen als wir. Über die nicht weitentfernte österreichisch-deutsche Kolonie namens Pozuzo gibt es nicht viel zu berichten, außer dass wir den Weg dorthin für eine wunderschöne Film-und Fotoserie nutzten (entschuldigt uns bitte, sollte die Beschreibung etwas gleichgültig und sehr subjektiv erscheinen, aber ihr kennt die Sache mit dem lieber Tod über den Zaun? Genau!).
Prosoya, so der Name des Hilfsprojektes, das durch die deutsche Organisation „Peru- Aktion“ betreut wird, setzt sich aus den Wörtern Programa Social Yanachaga zusammen. Wie es der “Zufall“ so möchte, ist es genau diese Institution, die wir mit Eurer Hilfe unterstützen möchten. Seit uns der starke Unterschied zwischen Überfluss und Mittellosigkeit förmlich in die Augen gesprungen ist, haben wir uns bemüht, ein nachvollziehbares Projekt zu finden, das Menschen zur Selbsthilfe fördert. Für uns Mitteleuropäer ist Armut und Mangel weit entfernt, wir sind tagtäglich von gefüllten Regalen und Kühlschränken, schulischer und beruflicher Ausbildung, sozialer und gesundheitlicher Absicherung umgeben. Dinge, die für viele Menschen auf diesem Planeten immer noch Utopie sind. Wann hatten wir zuletzt einen Grund uns zu beschweren? Wann haben wir Mal hungern müssen oder waren verzweifelt, weil wir nicht wussten, wie es am nächsten Tag weitergehen sollte? Habt ihr euren 6-jährigen Sohn schon einmal zum Schuhe putzen geschickt oder mit eurer 10-jährigen Tochter im Großstadtverkehr Taschentücher verkaufen müssen, um Eure Familie über Wasser zu halten? Die Bilder aus dem Fernseher sind real und traurige Wahrheit, kein Fake, kein Hollywood! Doch sie bewirken nicht viel. Ein „Ohhhh“ oder ein „sich Abwenden vor Entsetzen“, mehr Aktion wird in der kurzen Werbeunterbrechung des gerade ausgestrahlten „Friede-Freude-Heile Welt Films“ leider nicht bewirkt. Ja, stimmt, da gibt es ja noch das Weihnachtsfest, das Fest der Liebe und des Überflusses, an dem vielen Menschen ihr „Reichtum“ bewusst wird und sie ihr „Glück“ mit der Welt teilen möchten. Ohne dem ein oder anderen Leser auf die Füße treten zu möchten, aber ist einer der Gründe des Spendens nicht nur der Fakt, sich anschließend selbst besser zu fühlen? Ich möchte das auf keinen Fall verurteilen; jeder der nicht schon mal die Ungleichstellung der Menschen mit Tränen in den Augen feststellen musste, handelt so wie eben beschrieben. Genau deswegen versuchen wir Euch ja unsere Erfahrungen aus dem wahren Leben so nahe wie möglich zu bringen. Dirk und ich sind keine Schauspieler, sind nicht geschminkt und haben unsere Rollen nicht studiert. Die Bilder, die wir gesehen haben sind echt, so wie die Tränen, die sie uns oft in die Augen getrieben haben. Armut existiert und das nicht nur zur Weihnachtszeit!
Wir wurden herzlich auf der ehemaligen Hacienda „Yanachaga“, die seit 1989 das nichtstaatliche Hilfsprojekt „Prosoya“ beherbergt empfangen. Es wurde mit der Hilfe deutscher Spendengelder von dem deutschen Lehrer Rolf Schlegel und dem peruanischen Pädagogik- Dozenten Hugo Fernandez ins Leben gerufen und kümmert sich seitdem um die soziale Eingliederung bedürftiger Jugendlicher und Kinder, deren Talente und Interessen durch berufsvorbereitende praktische Ausbildungen in verschiedensten Bereichen gefördert werden. Wir haben uns mit der Leiterin der Hacienda unterhalten, die Kinder und Jugendlichen getroffen, haben erlebt mit welcher Hingabe sie gebastelt oder in der Schreinerei etc. gearbeitet haben. Ohne den Einsatz der Menschen vor Ort und die Unterstützung jeglicher Art aus dem In-und Ausland ist diese Förderung nicht möglich und die Kinder und Jugendlichen sind somit ihrem traurigen Schicksal ausgeliefert.
Helft bedürftigen Kindern und Jugendlichen ihrem Schicksal zu entkommen und sich eine Zukunft aufzubauen, indem Ihr Prosoya unterstützt.
Muchas gracias Prosoya por monstrarnos su proyecto. Les deseamos mucho exito por su trabajo. Que las chicas y los chicos tienen un futuro muy próspero.
Thanks a lot dear Gloria and Jim! It enriched our both life to meet you, to listen to your wonderful stories and to spend time with you guys. We wish you the best for your hospitality business and success for all your future plans in life but the most important: Stay healthy and happy as you are! We hope to get to see you again.
Vollgepumpt mit neuen Eindrücken und Erfahrungen packten wir unsere treuen Rösser und verließen diese Oase der Entspannung auf den gleichen Wegen auf denen wir gekommen waren, jedoch nicht ohne unserem Versprechen nachzukommen. Der kleine Jose-Luis konnte sich noch genau an die beiden Fremden in ihrem Vocho erinnern und freute sich riesig über das versprochene Foto. Erneut überquerten wir die schneebedeckten Anden Perus um uns bis zur heißen Küste durchzukämpfen. Ab hier hieß es nun wieder Kurs Süd, immer entlang des Pazifiks. Wir passierten die, erst Ende 2007 von einem starken Erdbeben heimgesuchte, Stadt Pisco. Noch immer sind die enormen Auswirkungen dieser Naturgewalt deutlich zu erkennen gewesen; zerstörte Gebäude und aufgerissene Straßen. Wir wurden selbst Zeugen der noch häufig auftretenden Beben. Wir verließen die Küste in östlicher Richtung um bei einem der touristisch berühmt-berüchtigten Sehenswürdigkeiten einzukehren. Die Linien von Nazca. Entdeckt wurden die Linien erst in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts, als die ersten Flugzeuge die Nazca-Ebene überflogen. Selbst auf Satellitenbildern sind die schnurgeraden, fast 20 Kilometer langen Linien zu erkennen. Die zehn bis mehrere hundert Meter großen Abbilder von Menschen, Affen, Vögeln und Walen sind meist nur aus großer Entfernung zu erkennen. Die Linien kommen durch die Entfernung der obersten rötlichen Gesteinsschicht und somit durch die Freilegung der darunterliegenden gelblichen Sedimentschicht zustande. Somit hätten wir es mal wieder schwarz auf weiß: Es sind alles nur Steine!
Da die angebotenen Rundflüge sehr teuer waren und wir auch mit der in Aussichtstellung der Veröffentlichung Marcos Filmmaterials im deutschen Fernsehen keine Chance auf großzügigen Preisnachlass hatten, begnügten wir uns mit dem nächstliegenden Hügel und kamen nach dessen Erklimmung und der Betrachtung der Linien zu dem Entschluss das restliche Tageslicht sinnvoll zu nutzen. Immer weiter auf der Jagd nach touristischen Highlights hieß es nun Cusco und somit Machu Picchu, eine der wohl berühmtesten und meist besuchten Inka Ruinen der Welt. Laut Marcos Buch eine der 1000 Dinge, die man in seinem Leben gemacht bzw. gesehen haben sollte. Um es gleich vorweg zu nehmen; Marco hat sie gesehen, Dirk wurde leider durch einen Hexenschuss davon abgehalten und mir ist es die Sache nach dem Betrachten meines damaligen Kontostandes schlichtweg nicht wert gewesen. Doch stattdessen genossen wir beinahe eine Woche lang das quirlige historische Zentrum der Stadt, die Ruhe unseres Campingplatzes und die Geschichten der kennengelernten Globetrotter. An alle diejenigen unter euch, die sich wundern, daß wir nur noch selten unsere Fahrzeuge erwähnen: das liegt zum Einen an den kaum noch kennengelernten Volkswagen Clubs und zum Anderen würde es einfach zu viel Platz einnehmen, Euch von jeder Einzelnen, der zahlreich auftretenden, „Bananen-Zwangspausen“ zu berichten. Zu hohe Motortemperaturen und ständiger Ölverlust waren unser tägliches Brot, aber wie heißt es doch so schön... und er läuft und läuft und läuft. Zum Glück tat er das auch bis zum Ende.
Einen ganz lieben Gruß an Jenny und Jan. Vielen Dank für die netten Gespräche und die leckeren Gemeinschaftsfrühstücke. Viel Spaß auf all Euren weiteren Reisen durchs Leben!
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